„Du bist so aufrecht!“, „Du strahlst immer so!“, „Wieso kannst du so gut tanzen?“ – das ist häufig die Reaktion meiner Umwelt. Oftmals vermuten meine Mitmenschen: „Ach ja, du hast ja lange Leistungssport gemacht.“

Das stimmt so nicht. Weder bin ich immer aufrecht, noch strahle ich immer, noch finde ich, ich „kann“ gut tanzen. Doch ich glaube, ich weiß, was meine Mitmenschen wahrnehmen. Ich glaube, ich habe eine bestimmte Ausstrahlung und Wirkung. Und das würde ich als Lebendigkeit bezeichnen.

Eine gewisse Ausstrahlung und Wirkung, also LEBENDIGKEIT, ist das Ergebnis jahrelanger innerer und äußerer Arbeit. Aufrecht und strahlend kann man nicht sein, wenn man nur einen bestimmten Aspekt seines Seins lebt. Wenn man nur lachen, aber nicht weinen will. Wenn man sich jahrelang zu unliebsamen Tätigkeiten quält, „buckelt“ und seine wahren Wünsche und Bedürfnisse leugnet. „Gut“ tanzen – nach meiner Definition – kann man nur, wenn man sich in seinem Körper wohlfühlt, ihn akzeptiert, wirklich fühlt, seine Impulse wahrnimmt und diesen folgt.

Und damit sind wir beim eigentlichen Thema: Das Körpergefühl. In meiner Arbeit als Heilpraktikerin für Psychotherapie (Körperpsychotherapie) und Sporttherpeutin erfahre ich immer wieder, dass der Mensch seinen Körper und sein Körpergefühl gänzlich vernachlässigt. Entweder wird am Körper herumgebaut, Kilos sollen runter, Muskeln ´rauf o.ä. oder der Körper wird nicht geliebt. Außerdem gibt es auch unglaublich viele Menschen, die gar nicht erst in ihrem Körper sind. Und das hat auch seine guten Gründe.

Ich möchte die Menschen für das Körpergefühl wieder sensibilisieren. Im Dialog mit dem Körpergefühl möchte ich, dass die Menschen sich aufrichten, d.h. also von Innen und von Außen in die Aufrichtung und Kraft „Duale Aufrichtung“ und „Duale Kraft“ kommen. Das bedeutet, den eigenen Körper und damit das eigene Leben ganz in die eigene Hand zu nehmen und es in all seinen Facetten zu fühlen und zu leben. Und das ist eine Angelegenheit für wirklich Mutige.


Wer seinen eigenen Körper fühlt, fühlt sich selbst und die eigene Geschichte. Und wer diese ganzheitliche Aufrichtung möchte, braucht die Bereitschaft, durch eigene Themen zu gehen, sich selbst zu begegnen. Und das immer wieder, immer weiter. Meiner Erfahrung nach reicht es eben nicht nur, diese und jene Muskeln zu trainieren, um die Schultern nach hinten zu bringen, die Rückenschmerzen loszuwerden usw.

Die Trampoline sind mir ein wertvoller Begleiter dabei. Auf dem Trampolin vereinen sich für mich die Körperpsychotherapie und die Sporttherapie. Und das auf eine sehr leichte, spaßige und freudige Art und Weise. Denn das ist mir auch wichtig. Lebendigkeit, Durchlässigkeit – das ist das, was mein Anliegen mit der Körperpsychotherapie ist und das ist auch gleichzeitig das, wozu uns das Trampolin quasi „nötigt“. Wir kommen in Lot – und das meine ich im allumfassenden Sinne.

Seit 2014 führe ich eine Praxis für Körperpsychotherapie. Bis 2017 habe ich Einzel- und Gruppentherapie angeboten. Über den Körper die Psyche zu heilen, ist wirklich eine Hard-Core-Therapie. Der Mensch ist dabei mit seinem ganzen Sein involviert und eben nicht nur verbal oder intellektuell. Ich durfte viele Menschen auf ihrem Weg begleiten. Dabei war es mir wichtig, den Fokus auf Ressourcen, auf Spaß, Freude, Begeisterung, Leichtigkeit und Lust zu richten. Irgendwann stellte ich mir die Frage, ob es wirklich nötig wäre, durch die Schwere, durch die „Hard-Core-Therapie“ zu gehen. Ich wollte gleich in die Leichtigkeit und von da aus tiefere Themen transformieren. Und das Leben antwortete mir mit den Trampolinen. In der Klinik Nordseedeich in Friedrichskoog, in der ich als Sporttherapeutin seit Mai 2017 wirke, bekam ich durch einen „Zufall“ noch in der Probezeit die Möglichkeit, an einer Trampolin-Fortbildung teilzunehmen. Diese Chance nahm ich voller Dankbarkeit an. Und wie sollte es anders sein – das war der Volltreffer. Schon während der Fortbildung erkannte ich die Parallelen und Überschneidungen mit der Körperpsychotherapie. Ich war völlig aus dem Häuschen!


Die Leichtigkeit, Freude, Begeisterung, Spaß und Lust entstehen, sobald der Blick auf die bunten Geräte fällt! Und spätestens, wenn die Leute die Schwungmatte betreten, gehen die Mundwinkel nach oben. Schwingen und hüpfen macht einfach glücklich, so ist es nun mal. Wer tiefer gehen und gucken möchte, kann das Trampolin-Training auch dazu nutzen. Denn einige Übungen oder Haltungen sind manchmal nicht möglich. Ein Unwohlsein stellt sich ein. An der Stelle will der Körper in Ruhe gelassen werden. In der Sporttherapie lässt man dann den Körper da auch in Ruhe. Mit der Körperpsychotherapie könnte erst recht dahin geguckt werden, in der Tiefe eine z.B. Verspannung lösen, um dann wieder mehr von seinem Körper zu haben. Das Trampolin bringt alles ans Licht. Wir können entscheiden und wählen, wie wir damit umgehen möchten.

Derzeit biete ich zwei Trampolin-Kurse auf die sport- und körpertherapeutische Art. Ich kann nun auch nach 10 Jahren als alleinerziehende Mama, die beruflich, privat und materiell um ihre Existenz kämpfte, etwas Spaß und Leichtigkeit vertragen. Außerdem habe ich mir wieder eingestehen müssen, dass unser Körper einfach Bewegung braucht. Bei aller therapeutischen und energetischen Arbeit, die ich in den letzten Jahren gemacht habe, habe ich die Anatomie (bewusst) vernachlässigt. Knie-, Rückenschmerzen, kaum Ausdauer, um mit meiner Tochter zu toben oder kraftvoll die Treppe zu steigen – das fühlte sich nicht gut an.

In meinen Kursen versuche ich also auf die jeweiligen „Wehwehchen“ einzugehen, die Übungen und die Dosis anzupassen. Zudem fließt ganz natürlich die Körpertherapie mit ein in Form von Schulung des Körpergefühls, der Körperwahrnehmung, was für mich die Grundlage für ein gesünderes, erfüllteres, lebendigeres Leben darstellt.